Jugendbegegnung

"Ohne eine Geschichte, die wir über uns erzählen können,
gibt es keine Identität." Aleida Assmann

Vergessen wäre ein neues Verbrechen – ein Seminar zur Erinnerungskultur in Serbien

in Kragujevac vom 10.-15.04.2012

Du interessierst dich für …
… andere Länder und Kulturen?
… interkulturellen Meinungsaustausch?
… die Erinnerungskultur an den Zweiten Weltkrieg in Serbien?

Hast du Lust, Studierende aus Serbien kennen zu lernen und mit ihnen zusammen an einem Seminar teilzunehmen, historisch wichtige Plätze zu besuchen und Land und Leute kennenzulernen? Dann bist Du am richtigen Ort und zur richtigen Zeit!

Das interkulturelle Projekt „Vergessen wäre ein neues Verbrechen“ befasst sich mit der heutigen Erinnerungskultur Serbiens bezüglich des Zweiten Weltkriegs, im Speziellen mit den Ereignissen in Kragujevac am 21. Oktober 1941 sowie mit dem Konzentrationslager Sajmište (Belgrad).

Das einwöchige Seminar bietet Dir anhand von Workshops, Vorträgen, Diskussionen und Ausflügen die Möglichkeit, die serbische Erinnerungskultur im Bezug auf die Geschehnisse in Kragujevac am 21. Oktober 1941 und in Belgrad kennen zu lernen und etwas mehr über ihrer Entstehung und Veränderung in Zusammenarbeit mit den serbischen Studierenden zu erfahren. Gemeinsam werden historisch wichtige Orte und Gedenkstätten besucht, ein literarisches Werk über den Holocaust in Serbien sowie ein Film analysiert und herausgearbeitet, wie diese in der serbischen und deutschen Gesellschaft diskutiert wird.

Das Seminar gibt Dir außerdem eine gute Gelegenheit, Serbien kennen zu lernen, neue, leckere Speise zu kosten und das Studierendenleben und Night-Life in Kragujevac zu genießen.

Wir warten auf Dich!

 

Mehr Informationen kannst du unter serbien(ät)boschlektoren.de erfragen.

 Einige Eckdaten zum Seminar:

  • Das Seminar findet in der Stadt Kragujevac, Serbien, in Zusammenarbeit mit der Germanistik Kragujevac statt. Einen Tag werden wir einen Ausflug in die Hauptstadt Belgrad machen.
  • Du bist privat bei einem Student/einer Studentin der Germanistik Kragujevac untergebracht.
  • Für Dich fällt lediglich ein Kostenbeitrag von 75 Euro an. Die restlichen Kosten (Verpflegung, Fahrtkosten etc.) sind gedeckt
  • Die Seminarsprache ist deutsch.
  • Alter: bis 28 Jahre
  • Hier das (vorläufige) Programm der Jugendbegegnung: Programmablauf

Wenn Du an diesem Projekt interessiert bist, dann schicke bitte ein formloses Motivationsschreiben (max. 1 Seite) bis zum 9. März 2012 an: serbien(ät)boschlektoren.de

Erzähl uns kurz, warum du an diesem Projekt teilnehmen möchtest, was dich am meisten in Bezug auf diese Thematik interessiert, was du bereits darüber weißt oder was dich besonders an einem solchen Seminar in Serbien interessiert und du erwartest.

 

Das Projekt wird unterstützt von der Fakultät für Philologie und Künste (FILUM), Kragujevac, der Stadt Kragujevac, dem Lektorenprogramm der Robert Bosch Stiftung und der Deutschen Botschaft in Serbien.

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Literatur zum Einlesen:

Medien und Erinnerungskultur:

  • Erll, Astrid (2005): Kollektives Gedächtnis und Erinnerungskultur. Eine Einführung. Stuttgart/Weimar: Verlag J.B. Metzler.
    • Medien und Gedächtnis (S. 122-142): erll_medien
    • Literatur als Medium des kollektiven Gedächtnis (S. 143-149): erll_literatur

zum Massaker in Kragujevac:

  • Manoschek, Walter (1995): „Serbien ist judenfrei!“. Militärische Besatzungspolitik und Judenvernichtung in Serbien 1941/42
  • Arbeitsversion der Broschüre von Studierenden der Germanistik Kragujevac auf Deutsch: Broschuere_Arbeitsversion

zum „Juden- und Anhaltelager“ Sajmiste, Belgrad

  • Manoschek, Walter (1995): „Serbien ist judenfrei!“. Militärische Besatzungspolitik und Judenvernichtung in Serbien 1941/42

weitere Texte:

  • Martens, Michael (2011): Heldensuche. Die Geschichte des Soldaten, der nicht töten wollte. Wien: Zsolnay Verlag (S. 64-77).
      • Martens über das Massaker in Kragujevac: Eine unerhörte Begebenheit (S. 15-24), Kein Grund zur Beunruhigung (S. 25-33), Schiller (S. 34-39), Geheime Reichsache (S. 40-45), Ordnung (S. 45-50), Ein Überlebender (S. 50-56): Sumarice
      • Martens über den Film „Krvava Bajka“ (Blutiges Märchen): Ein blutiges Märchen (S. 56-63):  blutiges_marchen_martens
      • Ein Gespräch mit Martens und David Albahari: Ein Schlüsselloch aus Staub (s. 64-77): Albahari_Martens

Der Film „Krvava Bajka“ (Blutiges Märchen) auf YouTube. Leider noch zum großen Teil auf serbisch, allerdings ist eine Übersetzung in Arbeit: http://www.youtube.com/watch?v=aE4rPkPrmpk

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eine Kurzbeschreibung des Projektes

In Deutschland hat man wenig Gelegenheit, sich mit den Verbrechen der Wehrmacht während des Zweiten Weltkriegs auf dem Territorium des heutigen Serbiens vertraut zu machen. Es gab zwar eine kontroverse Ausstellung zu den Verbrechen der Wehrmacht, die sich unter anderem auch mit den Geschehnissen während des 2. Weltkriegs in Serbien auseinandergesetzt haben – es gibt demnach eine Diskussion über die Verbrechen der Wehrmacht in Deutschland -, trotzdem sind sie nur ansatzweise im kollektiven Gedächtnis der Deutschen verhaftet.
In Deutschland ist beispielsweise das Ereignis am 21. Oktober 1941 in Kragujevac, als ca. 2800 Menschen aufgrund eines Angriffs auf deutsche Soldaten erschossen wurden, nicht bekannt. Zurückzuführen ist diese Erschießung auf eine gemeinsame Aktion von  Partisanen und Tschetniks während des 2. Weltkriegs, die in der Nähe von Kragujevac 10 deutsche Soldaten töteten und 26 Soldaten verletzten. Damals galt unter der deutschen Okkupation der Befehl: Für einen getöteten Deutschen müssen 100 Serben, für einen verletzten deutschen Soldaten 50 Serben getötet werden.

Bereits seit über 60 Jahren findet in Kragujevac jedes Jahr eine Gedenkfeier zu diesem Ereignis statt, sodass die Erinnerung an diesen Tag bewahrt wird.

Das Projekt „Vergessen wäre ein neues Verbrechen“ greift diese Thematik auf. Studierenden aus Deutschland treffen in Kragujevac mit serbischen Studierenden zusammen und machen sich mit den Geschehnissen in Kragujevac am 21. Oktober 1941 vertraut. Das Projekt enthält verschiedene Aktivitäten, die als Ziel den Kultur- und Meinungsaustausch zwischen Studierenden aus Serbien und Deutschland hat und sich konkret mit der Erinnerung an das Ereignis in Deutschland und Serbien befasst. Mit einer Kombination aus Vorträgen, Workshops, Diskussionen, aber auch der Besichtigung historisch wichtiger Plätze sowie des Museums, wird den TeilnehmerInnen ein abwechslungsreiches Programm geboten. Wir wollen den ausländischen und serbischen Studierenden eine Grundlage geben, ihnen die Problematik der Erinnerungskultur bewusst zu machen, sodass sie an Diskussionen über die Thematik aktiv teilnehmen können und imstande sind, einen Vergleich zwischen der serbischen Erinnerungskultur und der in Deutschland zu machen.